850 Jahre Geschichte von Lambrechten,
Sankt Lambrechten,
Beneventenreut
Im Jahre 1150 befindet sich auf dem Platz, wo heute der Ort Lambrechten steht, das Gut „Beneventenreut“, das heißt, „Gute Wende nach Rodung“. Damit ist auch gesagt, dass das Gebiet erst gerodet werden musste, um als Bauer Vieh halten zu können und eine Ernährungsgrundlage für die Familie zu schaffen. Das Gut gehörte einem Dienstmann des Erzstiftes Salzburg, Diether von Rabenvurt und seiner Gemahlin Mechthilde. Sie vermachten BENEVENTENREUTH mit allem Zubehör und vielen Leibeigenen (Personen, die im Dienste der Besitzer standen) dem Stifte Reichersberg. Seit dieser Zeit ist der Einfluss des Stiftes Reichersberg maßgebend geblieben.
1110
Um 1110 soll auch schon eine hölzerne (Holz war das einzige Baumaterial) Kapelle gestanden haben, die dem Märtyrerbischof Lambertus geweiht war. Das Altarbild der heutigen Pfarrkirche zeigt Bischof Lambertus. Die Überlieferung sagt auch, dass um 1187 nähe der Kapelle vom Stiftspriester Magnus, Reichersberg, Weinbau betrieben wurde. Diesen Südhang nennt man heute noch Weinberg.
1190
Um 1190 wurde ein kleines Gotteshaus gebaut, an der Stelle wo die heutige Pfarrkirche steht. Die bisher bestehende Kapelle wurde abgetragen. Sie stand am Fuße des Weinberges (genauer Standort unbekannt). Das neue Gotteshaus wurde ebenfalls zu Ehren des Heiligen Lambertus geweiht. Es entwickelte sich rund um das Gotteshaus im Laufe der Jahrhunderte der Ort (Hofmark), den man später SANKT LAMBRECHTEN nannte.
Charakteristisch ist die heutige Siedlungslandschaft, wenn man die Zeit der Rodung bedenkt. Lambrechten bietet ein Bild aus vorwiegend Einzelhöfen. Vor der Zeit des Einfamilienhausbaues gab es kein Dorf mit mehr als drei Anwesen
1726
1726 stand bei der Kirche ein Gasthaus und zwei Häuser. Typisch für Lambrechten ist auch der Vierseithof, der im ganzen Innviertel dominiert. Die vollständig aus Holz gebauten Höfe waren so angeordnet, dass sich neben dem Wohnhaus die beiden Ställe (Kuh- und Schweinestall) und gegenüber dem Wohnhaus der Stadel (Scheune) situiert war. Im Haus (Erdgeschoss) war in einem Viertelteil der Roßstall für zwei oder vier Pferde untergebracht. Das änderte sich später, ab ca. 200 Jahre alte hölzerne Wohnhäuser in der Gemeinde.
1848
Mit der Entwicklung des Bauerlandes Lambrechten, das bis 1783 noch keine eigene Pfarre war und erst 1848 eine Gemeinde wurde, entwickelte sich auch der Handwerksberuf. Man brauchte vorwiegend Zimmermänner, Wagner, Schmied, Sattler, Korbflechter, Holzschuhmacher, Weber, Schreiner, den umherziehenden Bandlkramer, später den ansässigen Krämer, Maurer, Bäcker, Wirt, Bader (Mediziner), Schuster u.a.
Bis 1848 stand die Bevölkerung in einem Untertanenverhältnis zu Kirche und Kaiser. Das bedeutete, des ist Zehent und Robot zu leisten und im Kriegsfalle ist der Bevölkerung das Letzte abverlangt worden. Grosse Not herrschte in Kriegszeiten und bei nicht seltenen Naturkatastrophen. Siehe Auflistung der Kriegsverhandlungen bis 1945. Bis zur Gründung einer eigenen Pfarre St. Lambrechten wurde die Bevölkerung vom Stift Reichersberg als Teil der Pfarre Münsteuer betreut.
1848 begann die Regierungszeit von Kaiser Franz Josef I. Es wurden politische Verwaltungsbezirke gebildet. Zwecks Festsetzung von Steuerleistungen wurden Katastralgemeinden und Grundstücksverzeichnisse geschaffen. Die Katastral-Gemeindenamen waren vermutlich die bedeutensten Ortschaftsregionen: Lambrechten, Kramberg (die heutige Ortschaft lautet Kromberg), Gerhagen, Breiningsdorf und Reichergerhagen.
1783-1853
Aufgrund der Reform von Kaiser Josef II kam es am 21.5.1783 zur Gründung der Pfarre Sankt Lambrechten. Zugleich wird eine Pfarrschule eingerichtet. Die Lehrkräfte (Schulmeister) werden vom Stift Reichersberg bestellt. Das Pfarrgebiet wird, mit geringer Abweichung, 1848 das Gemeindegebiet Lambrechten. Laut Landesregierungsblatt für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns LIV(54). Stück, Zahl 250, vom 10. Dezember 1853 ist der Name der Gemeinde Lambrechten vermerkt. Es ist somit nur die Pfarre mit dem Namen St. Lambrechten (vorerst Sankt Lamprecht) bezeichnet worden.
1941/42
Während des 2. Weltkrieges (1941/42) ist der Namensteil „Sankt“ gänzlich verschwunden.
Einwohner
1890 zählte die Gemeinde 1574 Einwohner. In 19 Ortschaften leben heute 1.350 Einwohner, die Gemeindefläche beträgt seit Gründung seit 1848 unverändert 2.365 ha. Der höchste Einwohnerstand war 1945, da 1.097 Flüchtlinge zusätzlich bei den Familien aufgenommen waren. Rund 300 stammten aus Jugoslawien, 667 aus Rumänien und 49 aus deutschen Städten. Bis 1950 zogen 900 Personen wieder weiter, nach Bayern, in die USA, viele nach Marchtrenk und andere.
Post und Kommunikation
1868 erhielt der Ort ein Postamt, das im Hause Lambrechten 30 eingerichtet wurde. Das Postmeisterhaus wurde abgetragen, an dieser Stelle befindet sich heute der Parkplatz des Schlachthofes.
1925 wurde der Autobuslinienverkehr Andorf – Lambrechten – Ried im Innkreis aufgenommen.
Ab 1. August 19 10 kam von Andorf ein „Postwagerl“ und beförderte täglich Post hin und zurück. Ab 1868 beförderte man die Post zu Fuß von Riedau nach Lambrechten. 1863 wurde der Postsparkassendienst aufgenommen, 1925 der Telefon- und Telegraphendienst, 1924 der Rundfunkdienst. 1973 wurde das ganze Gemeindegebiet an das Telefonnetz angeschlossen. 1893 wurde ein Vorschusskassenverein gegründet. Ein Vorläufer der heutigen Raiffeisenbank.
Elektrizität
Die Elektrizität nahm erst 1924 Einzug. Die Kirche war zu Weihnachten 1924 erstmals elektrisch beleuchtet. Die Elektrizität leitete eine neue Epoche ein, denn es wurden elektrisch betriebene Maschinen erzeugt und in allen wirtschaftlichen Zweigen verwendet. Die große Mechanisierung begann im großen Umfang nach dem 2. Weltkrieg, nach 1945.
Motorisierung
In der Landwirtschaft ersetzte der Traktor die Arbeitspferde, verschiedene Arbeitsgeräte in Haus, Hof und auf dem Feld ersetzten die menschliche Arbeitskraft. Der Bauernhof wird zu einem Familienbetrieb. Nichtbäuerliche Familien und auch Nebenerwerbsbauern verdienen nach und nach ihren Lebensunterhalt in Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbetrieben. Die Motorisierung erlaubt es den Arbeitnehmer, ihrer Arbeit auch auswärts nachzugehen, täglich vom Wohnort zum Arbeitsort zu pendeln.
Kriege
Immer wieder herrschte Krieg. Not und Leiden hatte die Bevölkerung auf sich zu nehmen:
1618 – 1648 30jähriger Krieg, um 1626 OÖ Bauernkrieg; es herrschte große Hungersnot im Innviertel, die Pest forderte viele Tode. An der Straße von Osternach, beim Anwesen Scherzer in Stött, steht noch eine Pestsäule aus Granit, die an diese schwere Zeit erinnert.
1701 – 1714 Spanischer Erbfolgekrieg (das Innviertel gehörte zu Bayern) Lambrechtner kämpften auf der Seite der Bayern. Mehrere verschanzten sich beim Lipf nachdem die Bayern flüchteten. Das Österreichische Heer zog von Riedau kommend, plündernd durch Lambrechten und das ganze Innviertel.
1740 – 1745 Österreichischer Erbfolgekrieg; Im Innviertel befanden sich große Heerestruppen. Bayern, Preußen und Franzosen zogen gegen Österreich durch das Innviertel (österr. Kaiserin Maria Theresia)
1777 Erbansprüche von Kaiserin Maria Theresia an Bayern. Einmarsch der österr. Truppen ins Innviertel. 1779 wurde der Friede von Teschen geschlossen. Das Innviertel kam zu Österreich.
1800 Einmarsch der Franzosen ins Innviertel. Die Kriegszeit dauerte bis 1809, dann erfolgte der Friedenschluss. Die Franzosen übernehmen das Innviertel, übergeben es 1810 den Bayern. Lambrechten wurde wieder bayerisch und wurde im bayerischen Unterdonaukreis verwaltet.
1815 Österreich erhält das Innviertel wieder zurück. Nachdem Napoleon 1813 endgültig geschlagen wurde, wurden im Friedenskongress in Wien alle eroberten Länder zurückgegeben.
1830 – 1848 Es begannen politische Krisen, die bis 1948 andauerten.
1914 Aus der Kriegserklärung an Serbien durch Kaiser Franz Josef am 28. Juli, entwickelte sich der 1. Weltkrieg. Lambrechten hatte 50 tote Soldaten zu beklagen.
1939 Mit dem Polenfeldzug von Nazi-Deutschland begann der 2.Weltkrieg, der bis 8. Mai
1945 in verheerendem Maße wütete. Lambrechten beklagte 129 tote junge Leute, davon auch einige Familienväter.
Europäische Union
Eine Veränderung beginnt sich mit der Neubildung der EUROPÄISCHEN UNION, der Österreich im Jahre 1995 beigetreten ist, abzuzeichnen. Viele Kleinhäusler (Kleinwirtschaften) geben die Bewirtschaftung auf, dadurch werden viele Flächen zur Verpachtung frei. Lambrechten ist heute vorwiegend noch eine bäuerliche Gemeinde, mit ausreichend gewerblichen Betrieben im Gemeindegebiet. Arbeitsmöglichkeiten bestehen im Umkreis von 18 km im Gewerbe und in der Industrie.
Luftaufnahme
Lambrechten 1990
Nachtrag
Für diese kurze Ortsgeschichte zeichnet verantwortlich:
Josef Glechner, Lambrechten 77.
Besten Dank.